I Die Liebe kennt keinen Tod, denn sie ist das Leben!
II Die Seele Gottes ist aus Anbeginn in ihr. Wie sollte sie je sterben können!
III Sich hinzugeben ist ihr innerstes Sein. Sie umfasst alles, nur sie ist
Sehnsucht und Erfüllung zugleich.
IV Ach, könnten wir erfassen, wie rein sie ist! Ahnen wir diese Reinheit
nicht am tiefsten in der allumfassenden Natur?
V In Sternennächten neigt sie ihren Blick zu dem, der
zu ihr aufschaut. Und ein Engel singt in ihrem Lichte eine Weltenmelodie.
VI Ihre Fülle breitet sie über alle Dinge – selbst über den Tod – und berührt
dabei namenlos die Ewigkeit.
VII Ist sie nicht die seligste der Wirklichkeiten, wenn sie – als Knospe
in uns erwacht – leuchtend erblüht!
VIII Lass ihren göttlichen Glanz in dich eingehen und erkenne: Es ist ewiges
Schicksal, dass ein Göttliches in uns walte!
IX Dieses Göttliche ist der „Weltinnenraum“ in uns, der auch den Flug des
wandernden Zugvogels lenkt, im Geheimnis der ewigen Schöpfung.
X Wie weit sind wir in der Liebe aller Einsamkeit voraus, denn nie könnten
wir im Widerglanz des Himmels einsam – verlassen sein!
XI Wenn Liebe sich entzündet – als ewiger Strahl – dann ist’s, als ob der ganze
Himmel auferstrahle, weil er uns an das Ewig-Schöne bindet.
XII So bin ich dein!
O ewige Liebe, ich fühle es: Wer deiner Kraft vertraut,
der wird – im Leben wie im Tode – von einem ewig-neuen Morgenrot
betaut!