Ansprache zur Hochzeit von Heiko und Melanieam 7. Mai 2011 auf der Maisenburg

Liebe Melanie und lieber Heiko!


Eine Hochzeit ist das Schönste auf der Welt
und wenn der Braut-Vater – wie es üblich ist- eine Hochzeitsrede hält,
kann er dazu gleich seinen väterlichen Segen geben -sozusagen-
und den sollt Ihr – nach dem priesterlichen – auch
von ganzem Herzen haben –
wie ein reines, helles Licht
oder poetisch im Gedicht!
Und das sollte – weil es um die Liebe geht –
auch zart und duftig sein …
da fielen mir die Worte ein:
„Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen,
da ist – wie Heinrich Heine es einst dichtete –
in seinem Herzen die Liebe aufgegangen“ …
Das hört sich doch schon gut und ganz romantisch an,
wenn man so schöne Worte – wie Heinrich Heine – finden kann
und als Einstieg einen größeren Geist bemüht,
aus dem ein „dichterischer Funke“ sprüht,
der dann in meine Worte schwingt,
wenn der „dichterische Funke“ überspringt.


Ich hoffe, es erreicht Euch meiner Worte innerer Klang,
so wie in alten Zeiten – ein Barde an dem Königshofe –
von der Liebe sang!


          Und nun der „Hochzeitsglückwunsch
          oder „Vom romantischen Lebensgefühl“


Einst dichtete Novalis seine „Hymnen an die Nacht“,
die etwas rätselhaft Geheimnisvolles in die Welt gebracht:
Eine Sehnsucht nach der Heimkehr des Gefühls ins Leben,
wie sie uns Skakespeare schon in „Romeo und Julia“ gegeben,
denn „wenn ihr’s nicht erfühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“,
war Goethes Credo bis zu seinen allerletzten Jahren.
„Gefühl ist also alles“ – will uns Goethe geradezu beschwörend – sagen
und nicht nur irdisch-materiellen Gütern nachzujagen
in einer Welt, die festgelegt ist auf Kommerz.
Doch Glück kann man nicht kaufen und deshalb: Höre auf dein Herz!
Denn hat nicht dieses wunderbar auch Heiko einst beschwingt,
als Argentiniens Sterne hell erstrahlten,
die Melanie zu fragen: „Willst Du mich“?
„Ja“ sprach sie, „denn ich liebe Dich“!
So hat es -ganz romantisch- einst begonnen
und gute Parzen haben ihre Schicksalsfäden weiterhin gesponnen
aus jenem Geiste, der uns – in der Liebe – bis zum Himmel hebt,
wenn Gottes Segen darin lebt.
Drum war es mehr als nur ein guter Brauch,
dass auch vor einem kirchlichen Altar Ihr nun vereint
und aller Schönheits – Glanz aus Gottes Liebesblick
für immer nun in Eure Herzen scheint.
Denn erst die Seele – ihre Schwingung –
zusammen mit des Geistes Wirken
umschließt des Lebens ganzen Bogen
und wer dies „Göttlich-Eine“ in der wirkenden Natur erkannt,
dem bleibt das Schicksal wundersam gewogen.
Dies „Göttlich-Eine“, das Innerste in einer Welt,
das – wie es Goethe wusste –
auch „unser Innerstes zusammenhält“
und wunderbarer sich erst ganz erfüllt,
wenn eine Liebende sich in die innere Nähe des Geliebten hüllt.
Denn Heiko hat so viele Gaben,
die nicht alle Menschen haben.
Er liebt die Vielfalt dieser Welt,
ist klug und gottseidank auch praktisch eingestellt,
drum löst er jedes technische Problem im Nu
und außerdem ist er dazu
sportlich vital, voll Unternehmungslust und meistens heiter
und so was hilft im Leben immer weiter.
Die Heiterkeit hat er von Gisela und Dieter mitbekommen,
die ihm so eine schöne Jugendzeit beschert,
wenn er -allein schon an der – côte atlantique –
auf seinem Surfbrett alle Welt begeistert
und mühelos die tollste Surfertechnik meistert.
Durch solche Tatkraft hat er – schon in jungen Jahren –
beruflich viel bewegt und viel erfahren.
Er kennt sich aus in den Finanzen, entwickelt Strategien, prüft Bilanzen,
er fusioniert und rationalisiert so wunderbar
en France, à Nancy, in Arizona und sogar im fernen Südamerika.
Damit er sich dort nicht verlassen fühlte und verwaist,
ist Melanie – weil er ihr fehlte – auch dorthin gereist
und an den traumhaft schönen Stränden erfreuten beide sich
bei Palmenlust statt Winterfrust.


Doch Schönheit findet man auch in den „Schönen Künsten“,
die Melanie sich als Beruf erkoren.
Ja, schon als Kind, auf unseren vielen Reisen,
hast Du Dein Herz daran verloren.
Als Leitstern Deines späteren Kunstberufes
ward Dir der „Sinn für Schönes“ mitgegeben,
der es vermag, das graue Alltagsdasein
zu jenen Höhen zu erheben,
aus denen auch ein Kunstwerk schöpft und misst,
weil es ins Innere verlegt, vergeistigt ist.
Davon erfüllt konntest Du, auch nach der Uni-Zeit,
Deine himmelfreie Seele
an immer neue Wirkungsstätten binden
und das Geschaute und Gehörte
in immer neuen Formen wieder finden,
in Nizza, im „Musée – Matisse“,
das eine kleine Kunstoase ist.
Matisse, ein großer Maler und auch ein Charmeur,
der sein Lieblingsthema: „Die weibliche Figur im intérieur“
wohl auch als Spiegelbild des „Ewig-Weiblichen“ gesehen,
denn wie sollte man seine immer währende Beschäftigung mit diesem Thema
sonst verstehen?
Ein schönes Thema: „Frauen“,
die auch heute so bezaubernd und geschmückt
unser Herz erbauen
und so schön auch aus vielen Bildern anderer Maler strahlen,
wenn deren Augen mit dem Herzen malen!
Und diesmal folgte Heiko Melanie auf ihrer Spur,
ihn lockte vielleicht auch die „weibliche Figur“,
doch mehr wohl „in concreto“ als im „intérieur“
und darum fuhr er lieber gleich mit Melanie ans blaue Meer.
Doch auch nach München ging’s zum „Lenbach Haus“,
wo Glanz und Kunst erstrahlen,
wenn in Kandinskys farb – ästhetischen Kalkül
ein Kunstwerk seine Ausdruckskraft erst findet
aus dem Zusammenspiel der Farben,
denn die Farbpalette seiner Wahl
ist zugleich auch assoziatives Ausdruckspotenzial
und das Erschaute ist eine tiefere Grundgestalt,
die sich als Kunstentfaltung offenbart,
wenn die „Idee des Schönen“ sich mit der Form im Kunstwerk paart.


O Gott, und so was soll man nun begreifen,
wo München auch noch soviel anderes zu bieten hat,
die bayerisch urig-schöne Stadt,
wo man so urgemütlich leben kann
oder so party-froh, in Saus und Braus,
denn schließlich gibt’s da noch das Hofbräuhaus,
wo das Bier in Strömen fließt
und man das Leben lebensfroh genießt
und vom Sonnenglanz der Alpen –wie geblendet –
sich an die Lebens-Freuden geradezu verschwendet.


Und Freuden bietet auch noch eine andere Stadt,
in der man eine wunderschöne Wohnung hat.
In Düsseldorf, da lebt man rheinisch-froh und munter,
wenn in der Altstadt man – mitunter –
das gute Altbier trinkt, die Lichter angeh’n und fröhlich lacht und singt
oder sich beim Fußball austobt an des Rheines Auen,
denn das muss auch mal sein, ganz ohne Frauen;
die haben ihre weiblich ausgefüllten Stunden,
bis sich die jungen Ehemänner wieder eingefunden
und man sich ganz dem Glück ergeben kann
und darin –phoenixgleich- sich immer wieder an der Liebe neu entzündet,
wenn man sich abends glücklich wieder findet.
Doch glücklich ist man auch vor allem,
wenn man so viele gute Freunde hat,
die man ja auch auf’s Neue immer wieder findet – nah und fern –
denn auch zur Maisenburg da kamen sie – sogar aus weiter Ferne –
alle, froh-gestimmt und gern,
um Euch mit ihrer freundschaftlichen Treue zu umschließen
und diesen Festtag fröhlich mit Euch zu genießen.
Denn Freundschaft gleicht in einer Art der Liebe,
sie bereichert und verklärt,
wenn sie sich im Verströmen nicht verbraucht,
sondern noch vermehrt.
Und darin – sagen uns die Weisen – liegt ihr wahrer Wert.


Und Eines will ich noch erwähnen,
weil es auch verklärt,
die Schönheit, die „la belle France“
uns seit vielen Jahren schon gewährt.
Dies sonnenfrohe Land, das Euer Leben so erhellt,
weil es alles in die Aura einer Festlichkeit und Schönheit stellt
und unsere Sehnsucht nach einem ewig unbeschwerten Leben stillt,
das sich glücklicher aus einer „Leichtigkeit des Seins“ erfüllt.


Die „Leichtigkeit des Seins“ im Fundament der Liebe,
die wünschen wir von ganzem Herzen Euch
als zeit – enthobenes Glück, das Euch durchstrahlt und immer bliebe!


Es möge sich auch aus dem „Geiste der Romantik“ stets erfüllen
und dafür möchte ich – symbolisch nun –
ein „Kunstwerk der Romantik“
zu Eurem Hochzeitstag enthüllen.


Caspar David Friedrich