Der Geist Gottes

„Wer darf ihn nenen? Und wer bekennen: Ich glaub ihn, Ich glaub ihn nicht. Der Allumfasser, der Allerhalter, fasst und erhält er nicht dich?  Mich?  Sich selbst?“

Goethe „Faust I“

 

Fürwahr eine Frage von hoher Bedeutung!

Wie lässt sich Gott erfassen, wie erfassen wir seinen Geist?

Lässt sich der Geist Gottes nicht seit Urzeiten finden in den heiligen Worten, wie sie überliefert und nieder geschrieben wurden?

Wäre der Geist Gottes nicht auch ganz unmittelbar zu finden in den Auserwählten Gottes, in Abraham, in Moses, am tiefsten im göttlichen Wirken und in den Worten Jesus Christus, in den Aposteln, den Evangelisten, in den Kirchenvätern, die vom erleuchtenden Hauche Gottes durchdrungen waren, in Luther, der den Geist und die Liebe Gottes als Gnade erkannte, die sich auf die Menschen – unverdient – herab senkt!

Der Geist Gottes ist ein  ewiges Geheimnis, vielleicht lässt er sich erfassen wie einst die Psalmen es in ihrem Lobgesang verkündeten:

  • Ihn preist die Welt

wenn hell die Sonne durch den Äther zieht

und Wälder spriessen aus der Erde Schoß.

Der Tau liegt perlend auf den Blumen,

wenn aus den Wolken segensreicher Regen fliesst.

Und aus der grenzenlosen Weite tönt es seit Anbeginn:

Allmächtig ist der Herr des Himmels und der Erde

und seine Werke, sie sind groß! -

So strahlt Gottes Herrlichkeit auf aus der äusseren Welt, doch lässt er sich nicht  tiefer noch finden in der inneren Welt, als Erleuchtung in der Seele wie es überliefert ist aus den Worten und Wirken der von Gottes Geist erleuchteten Menschen, aus Worten, die seit Jahrtausenden Geltung haben!

Kann man den überweltlichen Geist Gottes nicht in besonderer Weise auch in den Naturwissenschaften erkennen, in Ordnungen und Naturgesetzen, die einer höheren, einer rein geistigen Welt angehören!

Ein religiöser Mensch würde sagen, einer Ordnung. die heilig und unverletzlich ist.

Darin eingebettet ist das Lebendige zu sehen in seinen vielfältigen Erscheinungsformen, gehorchend seinen eigenen speziellen Gesetzlichkeiten aus dieser höheren Ordnung und in all dem aufleuchtend eine unsterbliche Seele als ein weiteres Wunder!

Weil wir den Himmel in uns haben – aus der Tiefe eines Schöpfungsgrundes – haben wir auch das Göttliche in uns und damit potenziell auch eine Liebeskraft, die den Menschen bis zum Heiligen und Erleuchteten  erheben kann.

Leuchtet nicht wie ein hellstes Licht der Geist Gottes auf in der Herrlichkeit der Natur. Nicht von ungefähr sprechen wir von einer geistdurchwirkten Natur, einer Natur, die nicht nur sichtbar sondern auch geistig auferblüht – sie trägt diesen Geist in ihrer stillen Tiefe – und in der Schönheit eines Abendrotes ahnen wir diese überweltliche Schönheit, als ob sie aufschwebe zum Licht eines fernen, uns liebend umfangenden Firmaments, das wir das Paradies nennen.

Und der Geist Gottes, der schon aus Anbeginn „über den Wassern schwebte“ erhob sich  - getragen wie auf seraphischen Flügeln –  auf zur „ewigen Liebe“, als deren schönster Widerhall die „ewige Musik“ ertönt, deren Verkünderin, „die Sonne, einst nach alter Weise in Bruder – Sphären Wettgesang“ das heiligste Lied sang, das „Lied der Schöpfung“!

Die Musik trägt für ewig die Klarheit dieses göttlichen Geistes in seiner unendlichen Fülle und Schönheit in sich!

Eine erklingende Schönheit, die erleuchtet, die es vermag, Zeit und Ewigkeit miteinander zu verschmelzen, wenn sie aus diesem überweltlichen Liebeston als „Lieder im Entgleiten“ der Wirklichkeit des Himmels hier auf Erden begegnet, bis hinab ins Reich des Todes und sich – als Verklärung – die Liebe darin aufschwingt, die alle Musik durchstrahlt!

Ist nicht auch die Musik J. S. Bachs gleichsam aus diesem Geiste ein ewiger Lobgesang Gottes, das Aufjauchzen zu einer ewigen Liebe, die Zeit und Ewigkeit besiegt!

Und ist nicht auch die Musik Mozarts in ihren reinen, heilig-schönen Klängen das Geschenk eines Genius, eines Licht- und Liebesgottes, schon hier auf Erden!

 

„An das Göttliche glauben die, die es selber sind“!

Hölderlin

 

Wunderreicher Mozart, möchte man ausrufen, eine solche Vollendetheit – schon hier auf Erden – kann nur aus dem Segen des Himmel kommen!

War die Seele Mozarts nicht immer schon im göttlichen Lichte?

Als ob seine wissende Seele sich zurück sehne zu diesem Licht, ertönt seine „c – Moll Messe“ wie eine überirdische Verkündigung!

Plötzlich fühlt man den Geist Gottes ganz nah, aufleuchtend aus dieser reinen Schönheit, tief durchweht von einem Liebeston!

Ein Genius enthüllte dieses Geheimnis, er hörte und fühlte diese Schönheit mit seiner Seele, der gottgeliebten, und verwandelte das himmlisch Schöne in Klänge.

Und der selige Hörer wird eins mit ihnen, als ob sich gleichsam ein Vorhang vor dem ewigen Geheimnis höbe, das sich in der Musik den Menschen offenbart.

Wo immer Geist ist, sind auch wir, als Geistwesen aus der Schöpfung!

Wo immer Liebe ist, sind wir in ihr, umfangen von ihrer stummen, ewigen, tiefen Kraft!

Die heiligen Mächte, Geist und Liebe, bestimmen unser Schicksal hier auf Erden, eingebunden in die Erhabenheit der Natur, aus der wir stammen!

Ihre Wahrheit zu erfassen, ist höchster Sinn, denn erfassen wir darin  nicht am tiefsten das Göttliche als ein ewiges Gleichnis!