Lascia ch’io piangaG. F. Händel

Heilige Klage!
O vergiss den Schmerz deines grausamen Schicksals!
Siehe, der goldstrahlende Mond sendet seinen Glanz tief in deine wunde Seele.
Und neigen sich nicht die Wipfel der Bäume leise flüsternd deinen stillen Tränen!
Wie gut bist du, Natur!
O, wie tief bist du, der reine, nie versiegende Quell für alles Gute und Schöne auf dieser Erde.
Das Saitenspiel unserer Seele erklingt immer wieder neu
aus deinem schwebend - wehenden Tanze.
Umhüllt er nicht - in seinem Geheimnis - die Glücklichen wie die Trauernden,
als wären sie niemals verloren!
Fühle es, o Mensch: Die Himmelsmächte tragen den Strahl der leuchtenden Sterne bis in dein erbebendes Herz.
Hebe deine Augen, Gewandelter!
Erkenne, dass sich Sonne und Sterne, ja der ganze Kosmos in Gottes Melodien bewegen, im alles durchstrahlenden Klang der Freude!
Der ganze Äther ist davon erfüllt, wenn " die Wolke des Himmels" auf uns hernieder sinkt.
Verwandeln sich nicht die stillen Tränen in einen Tau der Liebe - in diesem tiefen Klang göttlicher Liebe?
Einer Liebe, die schon aus Anbegin “über den Wassern schwebt”.
Ihr tiefster Klang ist Schweigen. Göttliches Schweigen!
Doch fühle: Ihr tiefstes Glück ist ein unendlicher Zusammenklang mit der Seele des Menschen!

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