Studie zum Prolog von Romeo und JuliaProlog zu dem gleichnamigen Film von Franco Zeffirelli

„Zwei Häuser, gleich an Stolz und Würde,
im prächtigen Verona wohlbekannt,
entfachen neuen Groll aus alten Streites Bürde
und Bürgerblut befleckt auf’s neu die Bürgerhand.
Verhängnis wollte, dass aus beider Schoß
ein liebend Paar entsprang – unheilbedroht –,
der Eltern Hass bringt jammervolles Los
und hat sein Ende erst mit ihrer Kinder Tod.“


Die Welt glaubt in großen Schicksalen
inniger an den hellen Schlag der Seligkeit,
dem sich der Himmel,
wenn die Macht des Lebens sie versagt,
vollkommener im dunklen Todesschlafe neigt.


Zwei Liebende, die tiefgeschmiegt in eins zusammenfluten,
verlieren sich wie aufgelöster Atem ins Unendliche,
zu einer höheren Ordnung hingeschwungen,
als ob sie über allen Tiefen in erlöstem Frieden ruhten.


Natur, in deinen dunklen Gründen
ruhet aller Schönheit Maß,
das du im Schweigen aus den großen Dingen
wie eine Chiffre offenbarst.


Im Untergange ward das Schicksal
heilig allem Widerstand entrungen,
denn Liebe, die sich mit dem Tod verbindet,
bleibt grenzenlos und unbezwungen.


Ein Gedicht über die Liebe, das erhabene Rätsel, die durch den Tod gegangen – und dadurch zu ihrer höchsten Stufe heran reifte. Vielleicht liegt, trotz aller Ergriffenheit, die wir beim Tode der Liebenden fühlen, zugleich die Erhabenheit, dass sie damit die letzte Ordnung der Dinge bewahrten.