I Ich höre deine Töne – ewige Musik – und mein Herz erblüht wie die Rose aus
den Tautropfen eines morgendlichen Glanzes.
II Du erweckst das Saitenspiel meiner Seele, weil ich den göttlichen Ton daraus
vernehme, der meine Saiten tiefer erklingen lässt.
III Der Klang auf der „Harfe deiner Liebe“ überwältigt und übersteigt uns.
Ich versinke in den auferstrahlenden Oktaven einer Seligkeit.
IV Die leuchtende Berührung meiner Seele ward zu Klang, zum Liebesklang, der
um das Gestirn deiner ewigen Hoheit kreist.
V Musik, du mein Eigendstes und zugleich ein Göttliches, du ordnender Klang
der Natur, wundersam, kunstvoll und unendlich schön.
VI Aus dir werden alle Dinge reich!
Musik, du unendlich Geliebte der Schöpfung. Ein Engel trug dich auf seinen
goldenen Schwingen zu den Menschen in aufrauschender Seligkeit.
VII Wer dich aus den ewigen Harmonien heraus bricht, der erhebt sich gegen
Gott. Der Ringende aber erkennt Gott im tiefsten aus der Musik, unbegrenzt
in ihrer unendlichen Schönheit.
VIII Ich möchte eins werden mit euch, ihr herrlichen Töne, rauschend wie ein
Regen auf die Blumen fällt.
O, wie will ich dich lieben, schöne Welt!
IX Wie erhaben seid ihr, aufsteigende Töne im heilig-sakralen Raum, wenn uns
Bachsche Klänge umschweben.
Wie reich ist unser Leben!
X Höre mich, o Gott, ich hebe meine Hände in die tönend-heilige Stille.
Tönt nicht daraus das ewige Schöpfungswort: Es geschehe dein Wille!
XI Ich glaube an die Kraft grosser Musik.
Ich glaube an heilige Nächte.
XII Ich liebe dich in deinem Sange, da ich so tief gereift in deinem Klange.
Du hebst mich auf die höchsten Höh’n, so wie ein Strahl am Himmelssaum,
noch zarter, als ein Traum in einem Traum.
XIII Und immer weiter schwingt in ewigen Harmonien unser Sein.
Musik, ach du bist gross und wir sind klein!
XIV Die Luft erweitert sich ins Unermessliche, wenn uns Musik in ihrer
Herrlichkeit umweht. Ein Zauber der uns immer neu verwandelt, auch wenn
der Ton vergeht.
XV Und eine Ahnung von Unendlichem – in ihrer Schönheit über Irdisches
entrückt – überstrahlet Raum und Zeit.
Es ist, als ob Musik uns immer neu verkünde, ein Liebestönen aus der
Ewigkeit.
XVI Klinge immer weiter ewige Leier – von den Harmonien eines Göttlichen
getragen – als wollten sie aus ihrer Schönheit sagen:
„Du musst glauben, hoffen, wagen“!
XVII In diesem Glauben, darin wie eine Wunderkraft, ein Gefühl von Schönheit
lebt, spürst du leise ein geheimes Schöpfungslied, das durch alle Dinge
geht.
XVIII Wenn sich die Knospe deines Lebens-Liedes öffnet und wie ein
auferblühender Choral erklingt, dann lausche dieser sanft-geweihten
Melodie, die uns ein Engel aus dem Einklang mit der Schöpfung singt.
XIX Musik geht ewig aus Ewigem hervor, eingebunden in die ewige Liebe.
XX Denn die Musik kommt aus dem schöpferischen Geheimnis der Liebe.
Die Wahrheit eines Göttlichen heiligt und behütet sie darin als das
Unantastbare, das immer war, das immer ist und immer bliebe!